“Die Male auf meiner Seele sind pechschwarz. Sie breiten sich aus, wie dunkelste Schatten, die den Tag verschlucken. Einst warst du es, die sie repräsentierten, doch irgendwann verschob sich das Bild. Weiß wurde zu Schwarz, was mich in Sicherheit wog, zerfiel zu Staub und die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwammen vor meinen Augen.”
— Schattenmale
Lia, die Protagonistin in meinem Debütroman Schattenmale, trägt einen ganzen Haufen Vorurteile mit sich herum, denen sie sich im Laufe des Romans stellen muss. Doch damit ist sie nicht allein. Jeder von uns hat schon einmal etwas erlebt, dass unsere Vorurteile über Bord geworfen oder uns zu einer Erkenntnis geführt hat, die uns hat wachsen lassen.
Heute möchte ich euch von einer Sache erzählen, bei der sich meine Meinung im Laufe der Zeit um 180 Grad gewendet hat. Viele wissen ja vielleicht, dass ich mich rein pflanzlich ernähre, aber das war nicht immer so. Vor ca. 16 Jahren habe ich Fleisch über alles geliebt, Vegetarier nicht verstanden und Veganer waren für mich einfach komplett übergeschnappt. Wenn mir damals jemand gesagt hat, er sei Vegetarier, dann war meine Reaktion darauf: “Aber sag jetzt bitte nicht, weil dir die Tiere so leidtun.” (Augenrollen inklusive) Ja, Teenager können absolut schrecklich sein.
Eines Tages bin ich auf ein Video gestoßen, dass gezeigt hat unter welchen Bedingungen die Tiere für “mein Fleisch” gehalten werden, wie sie ganz unabhängig der Bedingungen leiden und wie groß ihre Angst ist, wenn sie spüren, dass es bald mit ihnen zu Ende geht. Das hat gereicht. Ich saß da, hab geheult wie ein Baby und habe von einem Tag auf den anderen vegetarisch gelebt, und zwar genau aus dem Grund, über den ich mich immer lustig gemacht habe: den armen Tieren zuliebe.
Ein komplettes Zurück gab es für mich damals nie, doch ein, zweimal im Jahr, habe ich ein Auge zugedrückt und trotzdem Fleisch konsumiert. Milchprodukte oder Eier aufzugeben, fand ich immer noch relativ sinnfrei. Wieso? Weil ich bewusst weggeschaut habe. Ich wusste, da ist noch was. Ich wusste, ich mache mir selbst etwas vor und will mir nur nicht eingestehen, dass der Konsum von Milchprodukten und Eiern nicht wesentlich tierfreundlicher oder umweltschonender ist.
Erst viel später, mit 27, habe ich dann meinen Freund kennengelernt. Ja, er ist Veganer, aber nein, er hat mich nicht dazu überredet oder mich „gezwungen“ Teil der Gang zu werden. Das Einzige was sich nun geändert hat: Ich konnte nicht mehr wegsehen. Irgendwann habe ich all meinen Mut zusammengenommen, mir die “Best Speech” von Gary Yourofsky und “The Food Matrix” von James Wildman angesehen. Danach saß ich da und dachte mir: “Scheiße. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.” Ich müsste tatsächlich Scheuklappen aufsetzen, mein Herz in Ketten legen und hinter einer Mauer aus Stahl verschließen, meinen Kopf komplett ausschalten, mich 24/7 mit irgendeinem Schwachsinn beschallen, um all die Fakten zu ignorieren und auszublenden, die klar und deutlich für eine pflanzenbasierte Ernährung sprechen.
Spoiler alert: Das kann und will ich nicht.
Seitdem ernähre ich mich also rein pflanzlich und was soll ich sagen: Es ist weder schwer, noch einschränkend, noch teurer als andere Ernährungsweisen. Es hilft den Tieren, dem Planeten und der Gesundheit
Wenn ich heute auf mein Teenager-Ich blicke, dann sehe ich in diesem Punkt eines meiner größten “Schattenmale”. Ich habe blind an etwas festgehalten, was sich für mich im Nachhinein als nicht richtig herausgestellt hat.
Mit diesem Post möchte ich übrigens niemanden belehren, sondern lediglich einen Punkt meines Lebens mit euch teilen, bei dem ich mich tatsächlich komplett geändert habe.
Falls auch du ein Erlebnis aus deinem Leben teilen möchtet, das dich zu einer positiven Erkenntnis geführt, Vorurteile in dir abgebaut oder dir dabei geholfen hat, in Zukunft besser mit dir selbst, mit Mitmenschen oder anderen Lebewesen umzugehen, dann würde ich mich freuen, wenn du dieses Erlebnis mit dem Hashtag #DeineSchattenmale teilst und mich verlinkst. ♥